Unternehmen zieht es in die Cloud

61 Prozent der Unternehmen in Deutschland wollen laut einer Bitkom-Befragung per Cloud interne Prozesse digitalisieren, vor einem Jahr waren es nur 45 Prozent. Mittelfristig wollen die Unternehmen mehr als 50 Prozent ihrer Anwendungen in die Cloud verlagern.

Bild: Bitkom e.V.

Cloud Computing treibt die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft. 6 von 10 Unternehmen (61 Prozent), die Cloud Computing nutzen oder dies zumindest diskutieren, wollen so ihre internen Prozesse digitalisieren. Vor einem Jahr lag der Anteil nur bei 45 Prozent. Ebenso viele (61 Prozent) wollen mit ihren Cloud-Aktivitäten eine Umstellung auf Plattformen und Software-as-a-Service forcieren (2023: 57 Prozent). Insgesamt nutzen 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing, weitere 14 Prozent planen dies oder diskutieren darüber, für gerade einmal 5 Prozent ist die Cloud kein Thema. Dabei wollen die Unternehmen die Cloud künftig noch intensiver nutzen als heute. Aktuell betreiben die Unternehmen rund ein Drittel (38 Prozent) der IT-Anwendungen aus der Cloud. In fünf Jahren soll der Anteil auf 54 Prozent gestiegen sein.  Das zeigt der ‘Cloud Report 2024’, den der Digitalverband Bitkom heute in Berlin vorgestellt hat. Grundlage der Daten ist eine repräsentative Befragung von 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen. „Die Cloud ist auch in Deutschland eine Basis-Technologie der digitalen Wirtschaft. Cloud-Anwendungen ermöglichen selbst kleinen Unternehmen eine vollständige Digitalisierung ihrer Prozesse und Geschäftsmodelle“, sagt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Die Cloud wird die Unternehmens-IT künftig dominieren.“

Weitere Ziele bei der Cloud-Nutzung sind derzeit Kostenreduzierungen (62 Prozent), eine Erhöhung der IT-Sicherheit (57 Prozent), eine Reduzierung von CO2-Emissionen (56 Prozent), der Aufbau von Plattformen zur Kooperation mit Dritten (50 Prozent) sowie die Entwicklung innovativer Produkte und Dienste (49 Prozent). 44 Prozent sehen in der Cloud einen Ausweg aus der Hardware-Knappheit für den Betrieb eigener Server, 38 Prozent einen Zugang zu innovativen Technologien wie Internet of Things und Künstliche Intelligenz.

Beim Thema Nachhaltigkeit sehen die Unternehmen sowohl Vor- als auch Nachteile durch die Cloud. Jeweils 6 von 10 Unternehmen geben an, dass sich durch Cloud Computing Energie und Ressourcen einsparen lassen (61 Prozent) und Nachhaltigkeits-Reports leichter erstellt werden können (59 Prozent). Zugleich glauben drei Viertel (75 Prozent), dass Cloud Computing durch die leichte Skalierbarkeit dazu führt, dass Software immer ressourcenhungriger wird. Und 54 Prozent halten den Energie- und Ressourcenverbrauch der Cloud für zu intransparent. „Mit Cloud Computing können Unternehmen nachhaltiger werden. Das ist allerdings kein Selbstläufer, sondern erfordert gezielte Maßnahmen. Auch in der Cloud muss der Ressourcenverbrauch im Blick bleiben“, sagt Wintergerst.

Nachfrage an KI-Anwendungen aus der Cloud soll sich in 5 Jahren verdoppeln

Aktuell nutzen die Unternehmen in Deutschland eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen aus der Cloud. Vorne liegen mit jeweils rund zwei Dritteln E-Mail (67 Prozent), Anwendungen für Personalverwaltung, Buchhaltung sowie Finanzplanung (67 Prozent), Speicherplatz für Dateien (66 Prozent) sowie Office-Software (64 Prozent). 58 Prozent nutzen die Rechenleistung der Cloud parallel für unterschiedlichste Anwendungen, 56 Prozent haben Datenbanken in der Cloud. Dahinter folgen Webconferencing (49 Prozent), Kollaborationstools (48 Prozent), Sicherheitssoftware (48 Prozent), ERP (36 Prozent), IoT-Dienste (34 Prozent), CRM (32 Prozent) und Softwareentwicklung (30 Prozent). Bereits 17 Prozent der Unternehmen nutzen die Cloud für KI-Anwendungen.

Fragt man die Unternehmen, was in den kommenden fünf Jahren für sie interessant sein könnte, gibt es eine ganze Reihe von Anwendungen mit großem Wachstumspotenzial. So wollen 80 Prozent E-Mail aus der Cloud nutzen (plus 13 Prozentpunkte), 74 Prozent Speicherplatz (plus 8 Prozentpunkte) und 73 Prozent Office Software (plus 9 Prozentpunkte). Ebenfalls starkes Wachstum soll es demnach bei Webconferencing (60 Prozent, plus 11 Prozentpunkte) und Softwareentwicklung (41 Prozent, plus 11 Prozentpunkte). An der Wachstumsspitze liegen neben CRM-Anwendungen (48 Prozent, plus 16 Prozentpunkte)  Sicherheitslösungen (64 Prozent, plus 16 Prozentpunkte). Ganz vorne liegt Künstliche Intelligenz. Die Zahl der Unternehmen, die KI aus der Cloud beziehen wollen soll sich von aktuell 17 Prozent auf dann 34 Prozent verdoppeln. „IT-Sicherheit und Künstliche Intelligenz werden dem Cloud Computing einen kräftigen Schub verleihen und gleichzeitig fördert die Cloud den Einsatz von KI und stärkt die Sicherheit“, so Wintergerst.

KI aus der Cloud: Größtes Interesse an Prognosen und Datenanalysen

Bei KI-Diensten aus der Cloud interessieren sich die Unternehmen, die sie bereits nutzen oder das tun wollen vor allem für Vorhersagen und Prognosen (87 Prozent) sowie Datenanalysen (81 Prozent). Zwei Drittel (67 Prozent) wollen KI-basierte Sicherheitslösungen und Betrugserkennung nutzen, dahinter folgen die Automatisierung von Geschäftsprozessen (52 Prozent), die Analyse und Generierung von Texten (50 Prozent), Sprache oder Audio (46 Prozent) sowie Bilder oder Videos (43 Prozent). KI-gestützte Softwareentwicklung ist für 42 Prozent interessant, Chatbots für 37 Prozent und Personalauswahl und Recruiting für 31 Prozent. Ein Viertel (24 Prozent) hat Interesse an Gesichtserkennung und zwölf Prozent an Emotionenerkennung.

Trotz des großen Interesses sind vielen Unternehmen die KI-Anwendungen aus der Cloud derzeit noch zu teuer (75 Prozent), sie werden als Sicherheitsrisiko betrachtet (64 Prozent) oder gelten als nicht vereinbar mit dem Datenschutz (62 Prozent). 59 Prozent können sie aufgrund fehlendem Know-hows im Unternehmen derzeit nicht nutzen. Zugleich sagen aber 56 Prozent, dass die Cloud Zugang zu neuesten KI-Technologien ermöglicht, 36 Prozent, dass KI-Anwendungen in der Cloud einfach zu nutzen sind und 28 Prozent attestieren ihnen ein transparentes Preismodell.

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