Technologie bietet Chancen für die Zusammenarbeit in Netzwerken

Technologie bietet Chancen für die Zusammenarbeit in Netzwerken

Im Hafen von Rotterdam nehmen die ersten Blockchain-Anwendungen immer mehr Gestalt an. Zugmaschine dieser Entwicklung ist das Unternehmen BlockLab, gegründet vom Hafenbetrieb Rotterdam und der Gemeinde Rotterdam. Das Team von Aljosja Beije und Janjoost Jullens konzentriert sich auf zwei Bereiche: Logistik und Energie.

 (Bild: ©Angelika Bentin/Fotolia.com)

(Bild: ©Angelika Bentin/Fotolia.com)

Die Blockchain-Technologie eignet sich besonders für die Koordinierung von Prozessen in dezentralen Netzwerken von Unternehmen und Einrichtungen. In einem Netzwerk ohne zentrale Führung mangelt es häufig an Vertrauen. Genau dieses Vertrauen ist aber erforderlich, um Daten in großem Umfang miteinander auszutauschen und dadurch Prozesse zu vereinfachen und beschleunigen. Blockchain liefert dieses Vertrauen, unter anderem indem alle relevanten Daten auf sichere Weise auf einer großen Anzahl von Computern gespeichert werden. Das Manipulieren oder Entfernen von Daten ist praktisch unmöglich.

 (Bild: ©eyetronic/Fotolia.com)

(Bild: ©eyetronic/Fotolia.com)

Nachhaltige Energie

Im Rotterdamer Hafen gibt es zwei wichtige Netzwerke, die sich vor allem durch ihre Dezentralisierung auszeichnen. Zum einem das traditionell zentral geleitete Elektrizitätsnetzwerk, das durch Kohlekraftwerke gespeist wird. Im Zuge der Energiewende ändert sich dies jedoch gerade: In und rund um den Hafen wurden mittlerweile zahlreich Windräder und Solarmodule errichtet, die dem Elektrizitätsnetzwerk Strom liefern. Dies führt zu einem immer dezentraler aufgebauten Netzwerk. Dieses sieht sich mit einigen großen Herausforderungen konfrontiert: Das Angebot an nachhaltigen Energiequellen ist z.B. sehr unregelmäßig, was ein intelligentes Netzwerk erfordert, das Nachfrage und Angebot kontinuierlich aufeinander abstimmt. “Blockchain ist die Technologie, die so ein intelligentes, dezentrales Netzwerk bereitstellt und das dazu beitragen kann, das Versprechen der Energiewende wahr zu machen. Das Einsetzen von Blockchain ist eine offensive Strategie, die sich auf die Steigerung des Anteils nachhaltiger Energie konzentriert”, sagt Janjoost Jullens, Leiter für Energie bei BlockLab. Ganz anders gestaltet sich das logistische Netzwerk des Hafens. Es handelt sich dabei um ein dezentrales Netzwerk, in das vor allem kleinere und mittlere Unternehmen involviert sind. Am Transport eines Seecontainers sind durchschnittlich z.B 28 Parteien beteiligt, die zusammengezählt 200 Mal Daten miteinander austauschen müssen, um einen Container an den Zielort zu bringen. Dieser Vorgang kann durch die Blockchain-Technologie verbessert werden. “In diesem Netzwerk ist der Einsatz von Blockchain viel mehr eine defensive Strategie, die auf die Wahrung des Marktanteils ausgerichtet ist, erzählt Aljosja Beije, Logistikleiter bei BlockLab. “Plattformen wie Amazon und Alibaba gewinnen auch im Bereich der Logistik stark hinzu. Betrachten Sie sie als Äquivalent zu Kohlekraftwerken: Effizienz wird durch Zentralisierung geschaffen. Für bereits vorhandene Parteien in dezentralen Netzwerken ist Zusammenarbeit die einzige Möglichkeit, die eigene Effizienz zu steigern.” Gerade als die Blockchain-Technologie in aller Munde schien, wurden mehr und mehr skeptische Stimmen lauter. Erfahrungsberichte sprechen dafür, dass es schwierig ist, alle Parteien in einem Netzwerk an einer Blockchain festzumachen. Wenn dies dennoch geglückt ist, entsteht laut Skeptikern häufig eine Anwendung, die genauso gut aus vorhandenen Technologien hätte errichtet werden können. Ist der Hype vorbei? Beije kennt die skeptischen Stimmen. “Der Hype bezog sich in erster Linie auf Bitcoin und andere Kryptowährungen. Das waren tolle Experimente, aus denen wir viel gelernt haben. Daneben haben wir viele fehlgeschlagene Proof of Concepts bei öffentlichen Einrichtungen gesehen, aber es ist schwer, eine dezentrale Lösung bei einer Organisation zu implementieren, die per definitionem zentral ausgerichtet ist. Und ja, viele Lösungen sind prinzipiell auch ohne Blockchain möglich. Aber wo sind dann diese Lösungen? Blockchain ist sicherlich nicht die Lösung für alles, kann aber Vertrauen schaffen.”

Sektorübergreifende Anwendungen

Die Chancen der Technologie liegen besonders in sektorübergreifenden Anwendungen: Anwendungen, an denen Parteien aus unterschiedlichen Sektoren beteiligt sind. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Parteien ist häufig nicht selbstverständlich. Als Beispiel nennt Beije WeTrade, das von einem Bankenkonsortium gegründet wurde, um internationale Transaktionen von Handelsunternehmen zu ermöglichen. Normalerweise sind für internationale Transaktionen verschiedene Prozesse erforderlich, die nacheinander ausgeführt werden. Die Blockchain ermöglicht es, diese Prozesse gleichzeitig stattfinden zu lassen, sodass die beteiligten Parteien nicht mehr aufeinander warten müssen. Eine andere erfolgreiche Anwendung ist Komgo, eine Plattform, an der unter anderem Shell, ABN Amro, ING, Rabobank und Gunvor beteiligt sind. Ziel ist es, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, der mit dem Handel von Rohstoffen einhergeht. “Vergessen Sie nicht, dass die Technologie eigentlich erst vier Jahre alt ist. Das Konzept existiert schon länger, aber wir verfügen erst seit vier Jahren über Blockchainprotokolle, auf denen wir konkrete Anwendungen bauen können.”

Das könnte Sie auch interessieren

Die Umfrageteilnehmer der Manufacturing Vision Study stimmen zu, dass der digitale Wandel eine strategische Priorität für sie ist. Jedoch äußern die Befragten auch Bedenken, nicht mit dem Tempo technologischer Innovation Schritthalten zu können.‣ weiterlesen

Für Konsumenten wird es immer wichtiger, sich für ein nachhaltiges und transparentes Produkt zu entscheiden. Hierbei soll der Digitale Produktpass (DPP) helfen. Dieser dient als eine Art Steckbrief des gekauften Produkts. Der Spitzencluster it’s OWL beschäftigt sich in gleich zwei Projekten mit dem Thema.‣ weiterlesen

Befragte in vier europäischen Nationen sind sich einig: Automation ist vielversprechend für die europäische Industrie. 60 Prozent der befragten Unternehmen glaubt an eine vollautomatisierte Fertigung in fünf Jahren, über zwei Drittel (68 Prozent) sehen Automatisierungssysteme als essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ergab eine Umfrage von Reichelt Elektronik zum Stand und den Zukunftsaussichten von Automatisierungstechnik, KI und IoT im herstellenden Gewerbe. ‣ weiterlesen

Autonomes Navigieren, Pick-and-Place-Anwendungen, Qualitätssicherung - Roboter übernehmen in der Industrie bereits viele wichtige Aufgaben und tragen zur Produktivitätssteigerung bei. Mit KI könnte Robotik künftig flexibler und resilienter werden. Wie sieht diese Kombination aus - und welche Rolle nimmt der Mensch ein?‣ weiterlesen

Die Planung verfahrenstechnischer Anlagen zur Herstellung von chemischen und petrochemischen Produkten ist häufig komplex. Nur durch eine genaue und umfassende Terminplanung ist sichergestellt, dass die Anlagen fristgerecht und unter Einhaltung der vorgegebenen Budgets fertiggestellt werden. ‣ weiterlesen

Additive Fertigungsverfahren bieten innovative Produktionsmöglichkeiten für das Prototyping und ökonomische sowie ökologische Potenziale für KMU. Mit Chancen und Herausforderungen in industriellen 3D-Druckverfahren setzt sich die neue Kurzanalyse des VDI Zentrums Ressourceneffizienz (VDI ZRE) auseinander. Diese bietet eine Einführung in additive Fertigungstechnologien. ‣ weiterlesen

Trend Micro fasst im aktuellen Lagebericht die wichtigsten IT-Sicherheitstrends im ersten Halbjahr 2024 zusammen. Das Bedrohungsniveau bei Ransomware und Phishing bleibt hoch. Cyberkriminelle haben aus den jüngsten Erfolgen der Polizei gelernt und passen ihre Taktiken an, indem sie etwa KI und globale Ereignisse für ihre Zwecke nutzen. ‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen verzeichneten Schäden durch Datenlecks in Höhe von durchschnittlich 4,9Mio.€ pro Fall. Laut einem aktuellen IBM-Report waren gestohlene oder kompromittierte Zugangsdaten dabei der häufigste Angriffsvektor.‣ weiterlesen

NIS-2 sorgt in vielen Köpfen für Unsicherheit. Dabei lässt sie sich gut mit der Hausordnung vergleichen, wie sie in Mehrfamilienhäusern oder Firmengebäuden existiert: Die europaweite Direktive ist das Regelwerk (Hausordnung), dessen Einhaltung Dienstleister (analog zum Hausmeister) für Unternehmen (quasi die Bewohner) sicherstellen. Doch was ist neu an NIS-2? Welche Maßnahmen müssen Firmen umsetzen? Dies erklärt die folgende Checkliste.‣ weiterlesen

Ein an der Technischen Chemie der Universität Duisburg-Essen (UDE) entwickelter 3D-Drucker soll dafür sorgen, dass Seltene Erden, ein wichtiger Bestandteil von Elektromotoren, effizienter genutzt werden können. Das Besondere: Das Baumaterial wird bereits während des Herstellungsprozesses analysiert, so dass eine Qualitätskontrolle in Echtzeit möglich ist.‣ weiterlesen

Um die Produktion von Mikrochips in Europa voranzutreiben und Deutschland als Innovationsstandort für Chipdesign zu stärken, wurde die Gründung des virtuellen Karlsruher Chipdesign House (KCH) am KIT bewilligt. Dieses soll bis 2027 auf dem Campus Süd des KIT aufgebaut werden. ‣ weiterlesen