Industriebefragung: Belastungen durch Lieferkettenprobleme

Wunsch nach Eigenständigkeit

Während man im Jahr 2021 noch auf das Licht am Ende des Tunnels – damals das Ende der Coronapandemie – hoffte, hat sich die wirtschaftliche und politische Lage in Deutschland und weltweit zugespitzt: Konflikte im Osten und Nahen Osten, allgemeine Rezession und Inflation sowie erhöhter Arbeitsaufwand durch Umweltauflagen und dem neuen Lieferkettengesetz haben ein großes Bedrohungspotenzial für die deutschen Industrieunternehmen. Besonders dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schreiben 56 Prozent der Befragten aus der deutschen Industrie großen Einfluss auf den Welthandel zu.

Dennoch lässt sich die deutsche Industrie weder von der globalen Situation noch von neuen Gesetzen paralysieren und arbeitet in ihrem Wirkungsbereich stetig weiter. 70 Prozent können die neuen Regelungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes bereits umsetzen oder sind weit fortgeschritten. Das wird auch durch die geplanten Maßnahmen für das kommende Jahr oder die bereits umgesetzten Maßnahmen im letzten Jahr veranschaulicht. Hierbei wechseln 74 Prozent der befragten Unternehmen zu umweltfreundlicheren Lieferanten, während 68 Prozent auf Lieferanten umsteigen, die die Einhaltung von Menschenrechten nachweisen können.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit ist im Jahr 2023 allgegenwärtig: Die Mehrheit der Unternehmen (81 Prozent) hofft auf eine stärkere offizielle Förderung seitens der Politik für deutsche Forschungsprojekte wie der Halbleiterproduktion oder anderer essenzieller Bauteile, um wettbewerbsfähig zu bleiben und autarker zu werden. Im Jahr 2022 sprachen sich nur 58 Prozent dafür aus, 2021 waren es sogar nur 38 Prozent. 68 Prozent wünschen sich, dass man sich künftig eher auf neue Technologiezweige spezialisiert, da sie dort bessere Chancen sehen, die Technologieführerschaft auszubauen, beispielsweise in der Quantentechnologie (62 Prozent).

Zur Umfrage

Die Umfrage wurde durch das unabhängige Institut OnePoll unter 500 Teilnehmern aus Deutschland durchgeführt. Zeitraum der Befragung war Oktober 2023. Die Befragten waren Tech-Entscheider aus dem verarbeitenden Gewerbe, darunter die Branchen Luft- und Raumfahrt, Automobil, Textil, Hardwarekomponenten, Produktion und Fertigung, elektronische Bauteile, Transport und Spedition, Zulieferer für den Energieversorgungsektor sowie Maschinenbau.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Schritt hin zur Smart Factory ist oft mit Herausforderungen verbunden. Modulare Robotik tritt an, diesen Weg zu ebnen. Welchen Nutzen ein solches Baukasten-System stiften kann, beschreibt RobCo-CEO Roman Hölzl im folgenden Beitrag.‣ weiterlesen

Die Umfrageteilnehmer der Manufacturing Vision Study stimmen zu, dass der digitale Wandel eine strategische Priorität für sie ist. Jedoch äußern die Befragten auch Bedenken, nicht mit dem Tempo technologischer Innovation Schritthalten zu können.‣ weiterlesen

Für Konsumenten wird es immer wichtiger, sich für ein nachhaltiges und transparentes Produkt zu entscheiden. Hierbei soll der Digitale Produktpass (DPP) helfen. Dieser dient als eine Art Steckbrief des gekauften Produkts. Der Spitzencluster it’s OWL beschäftigt sich in gleich zwei Projekten mit dem Thema.‣ weiterlesen

Edge AI revolutioniert die Art und Weise, wie Daten verarbeitet werden - direkt am Ort des Geschehens, ohne Verzögerungen und ohne den Umweg über entfernte Server. Doch welche Herausforderungen und Möglichkeiten bringt diese Technologie wirklich mit sich? Compmall klärt auf.‣ weiterlesen

Der Bedarf an sehr kleinen, zugleich sehr komplexen Komponenten steigt in der Unterhaltungselektronik und bei MEMS (mikroelektromechanische Systeme), in Medizintechnik, Biowissenschaften und in vielen anderen Bereichen. Doch die Herstellung kleinster Bauteile war bisher mit langen Vorlaufzeiten und Investitionen in Formen und Werkzeuge verbunden. Können additive Fertigungstechniken einen schnelleren Weg zur Mikroproduktion bieten?‣ weiterlesen

Befragte in vier europäischen Nationen sind sich einig: Automation ist vielversprechend für die europäische Industrie. 60 Prozent der befragten Unternehmen glaubt an eine vollautomatisierte Fertigung in fünf Jahren, über zwei Drittel (68 Prozent) sehen Automatisierungssysteme als essenziell, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ergab eine Umfrage von Reichelt Elektronik zum Stand und den Zukunftsaussichten von Automatisierungstechnik, KI und IoT im herstellenden Gewerbe. ‣ weiterlesen

Trend Micro fasst im aktuellen Lagebericht die wichtigsten IT-Sicherheitstrends im ersten Halbjahr 2024 zusammen. Das Bedrohungsniveau bei Ransomware und Phishing bleibt hoch. Cyberkriminelle haben aus den jüngsten Erfolgen der Polizei gelernt und passen ihre Taktiken an, indem sie etwa KI und globale Ereignisse für ihre Zwecke nutzen.‣ weiterlesen

Deutsche Unternehmen verzeichneten Schäden durch Datenlecks in Höhe von durchschnittlich 4,9Mio.€ pro Fall. Laut einem aktuellen IBM-Report waren gestohlene oder kompromittierte Zugangsdaten dabei der häufigste Angriffsvektor.‣ weiterlesen

Der Start in das neue Lehrjahr verläuft für zahlreiche ostdeutsche Maschinenbau-Unternehmen holprig. Die Hälfte der ausbildenden Betriebe konnte bisher nicht alle technik-orientierten Ausbildungsplätze besetzen.‣ weiterlesen

NIS-2 sorgt in vielen Köpfen für Unsicherheit. Dabei lässt sie sich gut mit der Hausordnung vergleichen, wie sie in Mehrfamilienhäusern oder Firmengebäuden existiert: Die europaweite Direktive ist das Regelwerk (Hausordnung), dessen Einhaltung Dienstleister (analog zum Hausmeister) für Unternehmen (quasi die Bewohner) sicherstellen. Doch was ist neu an NIS-2? Welche Maßnahmen müssen Firmen umsetzen? Dies erklärt die folgende Checkliste.‣ weiterlesen

Ein an der Technischen Chemie der Universität Duisburg-Essen (UDE) entwickelter 3D-Drucker soll dafür sorgen, dass Seltene Erden, ein wichtiger Bestandteil von Elektromotoren, effizienter genutzt werden können. Das Besondere: Das Baumaterial wird bereits während des Herstellungsprozesses analysiert, so dass eine Qualitätskontrolle in Echtzeit möglich ist.‣ weiterlesen