Deutsche Industrie sollte Umdenken

Deutsche Robotik-Branche am Wendepunkt?

Wie der VDMA vor einiger Zeit berichtet hat, trübt sich die Stimmung bei den deutschen Robotik-Herstellern zunehmend ein. Diese erwarten – vor allem aufgrund der schwachen Inlandsnachfrage – nur zwei Prozent Wachstum in 2024. Auch die chinesische Konkurrenz macht der hiesigen Branche das Leben schwer. Dass diese Krise überwiegend hausgemacht ist, meint Nikolai Ensslen, CEO und Gründer des schwäbischen Robotik-Spezialisten Synapticon.

 (Bild: Synapticon GmbH)

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@Initial_2x:”Asien allgemein löst zwar einerseits Druck auf die heimischen Roboter- und Maschinenhersteller aus, bietet andererseits aber auch Chancen für innovative deutsche Technologieanbieter, mit denen die Chinesen ihre Produkte auf ein höheres Level heben können. Insbesondere für den Export benötigen chinesische Roboter- und Maschinenbauer hochwertige und zertifizierte Komponenten, um international überhaupt inhaltlich wettbewerbsfähig zu sein. Hier haben deutsche Hersteller durchaus eine Chance, die chinesischen Produkte auf das erforderliche Level zu heben, beispielsweise wenn es um die Sicherheit von kollaborativen Robotern geht. Dass deutsche Hersteller aktuell mehr Nachfrage aus dem Ausland als aus dem Inland bekommen, zeigt ja, dass die Produkte zumindest bei Funktion, Leistung und Qualität noch konkurrenzfähig sind. Umgekehrt muss man anerkennen, dass chinesische Hersteller inzwischen sehr attraktive und qualitativ hochwertige Produkte liefern, siehe Elektromobilität. Anders als bei Consumer-Produkten kommt es bei Investitionsgütern wie Robotern jedoch auch auf Zuverlässigkeit an, und hier haben die Chinesen noch nicht bewiesen, dass sie ohne den Einsatz von Technologie aus Europa und den USA auskommen. Grundsätzlich hat der Robotik-Markt eine völlig andere Taktung als der klassische Maschinenbau und andere deutsche Traditionsindustrien. Hier geht es Schlag auf Schlag und ohne Innovationen ist man als Anbieter schnell abgeschlagen. Diese kosten Geld, das viele deutsche Unternehmen nicht investieren können oder wollen. Zudem sehen wir in Deutschland noch sehr häufig, dass auch der Austausch zwischen Universität bzw. der Forschung und der mittelständisch geprägten Wirtschaft ein stark formalisierter Prozess ist. In den technologisch erfolgreichen Ländern ist das dynamischer: Ambitionierte Studenten werden zu unternehmerischen Talenten, die erst an Spitzenprojekten arbeiten und dann mitsamt ihrem IP von den fähigsten Unternehmen übernommen werden oder bereits als Postdocs mit diesen kooperieren und daher später als Gründerteams von Investoren mit Pre-Seed Summen unterstützt werden, von denen man in Deutschland im Late Stage Bereich träumt. Es ist wahr: Der aus Asien kommende Preisdruck in Robotik und Automation ist real. Der einzige Ausweg: mit Ambition, Risikoagnostik und Innovationen bessere Produkte anbieten, die der Markt mit gesunden Preisen honoriert. Aber Vorsicht: Im Erfolgsfall sind einem die Chinesen jeweils wieder dicht auf den Fersen. Dann muss man bereits wieder einen Schritt weiter sein.”
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